|   Hillebrand's Glashüttenwerk  
          
          Die Paderborner Glasfabrik wurde    von Werner Seidensticker gegründet und 1886 gegenüber dem Reichsbahn-Verschiebebahnhof erbaut. Nachdem diese mehrfach ihren Besitzer gewechselt hat, wurde  sie im Jahre 1910 vom  Glasfabrikanten Sebastian Hillebrand, der vorher in der Glashütte Marschallshagen bei Lichtenau als Pächter beschäftigt war, erworben. Beim Kauf kam Ihm besonders die Betriebslage direkt neben der Reichsbahn gut gelegen, denn dieses  sollte sich Kostensenkend auf den Transport der Glaswaren auswirken, denn ein problem der damaligen Zeit war der Transport der Glaswaren  auf Grund schlechter Verkehrswege der ländlich gelegen Glashütten zu einer Bahnlinie. Hillenrand's Hausbank wurde Ransohoff & Spanken aus  Paderborn die dem  Paderborner Bankverein angehörten.  Die besonderen Spezialitäten der neuen Glashütte: Glatte und geschliffenen Kelche, Becher und Bonbonhafen. Der Jahresumsatz beträgt ca. 350.000 RM. 
  
        Die Glashütte  lag an der Glashüttenstraße 284 und war damals ein langes Gebäude das mit Ziegel erbaut war.  Der Betrieb besaß eine Sprengerei, eine Schleiferei mit 12 Werkstellen und mit elektrischer Anlage. Die Glasbläser kamen von anderen Glashütten, z.Bsp von der geschlossenen Glashütte aus Holtheim. Durch die Fensteröffnungen konnte man in die Werkshalle schauen. Hier standen die großen Schmelzöfen. In den Schmelztiegel befand sich das bis zur Weißglut erhitzte dickflüssige Glas. Die Hitze war so groß, daß die Männer  nur in Hemd und Hose arbeiteten.
          Die Lage der Glashütte lag zwischen dem Grünen Weg und der damaligen Glashüttenstrasse. Der Betrieb hatte eine Grundstücksgröße  von ca.22000 qm und beschäftigte ca.110-120 Mitarbeiter. 
         
          Im Jahre 1921 wurde die Firma in  eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Die Firma führte seitdem den Namen  Hillebrand's Glashüttenwerk  KG (Kommanditgesellschaft). Inhaber Sebastian Hillebrand Sen. , Frau Hedwig Hillebrand, Albert und Sebastian Hillebrand jun. und Egon Hillebrand.  
         
           Herr Hillebrand Sen. wandte sich erstmalig im April 1928 an die Stadtverordneten von  Paderborn, denn seine Glashütte benötigte  eine Bürgschaft, seinerzeit über 100.000 Reichsmark. Herr Hillebrand erhoffte  sich mit diesem Darlehen, die Finanzierungs-schwierigkeiten aufgrund seiner doch sehr geringen Kapitalausstattung überwinden zu können. Die Glashütte  wäre   gezwungen gewesen, ihren Betrieb still zu legen und seine Arbeiterinnen und  Arbeiter zu entlassen. 
          Aber  die Stadt benötigte auch für die Erweiterung eines Betriebsbahnhofes ein Grundstück.  Sie kam daher mit Interesse  dem Ersuchen  einer Bürgschaft in dieser  Höhe nach und  die Stadt handelte Herrn Hillebrand im Gegenzug die Verpflichtung ab, daß ein im Besitz der Glashütte befindliches Grundstück zum günstigen Preis  zu verkaufen. 
         
          Die  wirtschaftlichen  Bedingungen in der Glashüttenbranche haben sich bis 1930 allgemein verschlechtert. Hinzu kam, das die Glashütte von Herrn Hillebrand infolge Folge eines Brandes erheblich beschädigt wurde. Um eine Instandsetzung nach diesem Brand bemüht, wendete sich Herr Hillebrand wieder erneut an die Stadt. 
          
         Durch den Produktionsverlust der Glashütte und des Brandschaden in Höhe von ca 40.000 RM, wurden Forderungen der Lieferanten nach Vorauskasse laut, da schon andere Glashütten  pleite gemacht hatten. Um einen neuen Bankkredit erhalten zu  können, benötigte Herr Hillebrand eine Ausbietungsgarantie, ein häufig genutzter Vertrag zur Abwendung von Ausfällen bei einer zwangsweisen Verwertung von Grundpfandrechten. Die Stadt übernahm als Bürge diese Haftung gegenüber dem Gläubiger aus diesem Grundpfandrecht. Hieraufhin bekam Herr Hillebrand nochmals 30.000 RM.
          Nicht nur eine  Bürgschaftsübernahme hat die Stadt  beschlossen, sonder auch das die Gemeindesteuern in Raten beglichen werden. Trotzdem konnte die Glashütte Hillebrand seine  Liquiditätsschwierigkeiten nicht überwinden. Im Herbst 1930 leiteten die Gläubiger das Pfändungsverfahren und damit nicht nur das Ende seiner  Glashütte  ein, sondern Herr Hillebrand musste auf Grund des Pfändungsverfahren auch schon im  Dezember 1930 seine  Glashütte schliessen. Die damals beschäftigten Mitarbeiter mussten vom Wohlfahrtsamt unterhalten werden. 
         
          
        Zur Abwicklung der  stillgelegten Glashütte wurden Gutachter zur Wertermittlung eingesetzt. Schon  im März 1931 erwarb die Stadt Paderborn, mit einem Versteigerungsgebot  von 110.000 RM die Glashütte Hillebrand. Die Stadt wolle die Glashütte verkaufen und suchte   nach einen zahlungskräftigen Käufer. Sie führte verschiedenen Verhandlungen, auch mit  einem Kölner Bank durch. Diese Bank  machte Anfang 1933 der Stadt jedoch nur ein Pachtangebot, und verlangte zusätzlich  auch noch von der Stadt, daß diese für die erste Zeit der Betriebsaufnahme die Arbeitskräfte zum Teil unentgeltlich zur  Verfügung stehen sollten. Die Verkaufsverhandlungen blieben somit im Sande stecken und es kam somit nicht zu einem Vertragsabschluß.  
         
          
        Auch die ehemaligen Mitarbeiter der Glashütte  bildeten  eine Interessengemeinschaft und versuchten den  Betrieb wieder zu betreiben. Die Stadt  übernahm hier aber keine Bürgschaft mehr, so dass die Sicherheiten für ein Kredit nicht zusammen kamen.  
         
Ende 1933   verkaufte die Stadt die Glashütte und somit übernahm die Wollverwertung  1934 das Grundstück. Hier wurde  zuerst die Schäfer mit Kleidung und Zubehör beliefert. 
       Der Straßenname wurde von Glashüttenstrasse in Wollmarktstrasse umbenannt,  aber dieses ist einen andere Geschichte.   |